Ich sitze am ersten Mai bei windigem, aber warmem Wetter im Garten meiner Eltern und genieße es, das Grundstück zwei Wochen für mich zu haben. Natürlich nicht allein für mich, denn die Katzen und Hühner sind ja auch noch da. Der Kater meiner Mutter lässt sich neben meinem Liegestuhl nieder, während ich meinen Kaffee trinke. Er ist ein großes, silbrig-graues Tier namens Peter, mit gesundem, dichtem Fell. Das war nicht immer so.
Er hatte bis vor zwei Jahren immer wieder Phasen, in denen er stark abnahm und stumpfes Fell bekam. Dann lag er auch mitunter kraftlos da, spielte und tobte nicht mehr. Ich hatte schon meinen ersten Kurs bei Sachin Karve, einem indischen Heiler, beendet und erste Erfahrungen im Bekanntenkreis gesammelt; also dachte ich: Warum versuche ich es nicht mal bei Peter. Er lag auf einem Stuhl im Garten und schien meine Absicht wahrzunehmen. Sofort entspannte er sich und schien in einen schlaf- oder tranceartigen Zustand zu sinken. So, wie ich es im Kurs gelernt hatte, versuchte ich, innerlich in einen “Null-Punkt-Zustand” zu gehen – vergleichbar mit dem Trancezustand, den ich später in der englischen Tradition kennenlernen würde. Diese Heilsitzung war sehr speziell. Nicht nur war die Qualität der Heilenergie, die zu fließen begann, für meine Wahrnehmung äußerst ungewöhnlich – fast metallisch, wenn man sie überhaupt beschreiben kann. Ich bekam auch innere Bilder und Eindrücke in einer Fülle, wie ich es später erst wieder im Trance Healing erleben würde. Ich erkannte den Grund für Peters Energiemangel: Er hatte die Anbindung an sein Seelenkollektiv verloren. Diese Seelengruppe oder -familie konnte ihn nicht mehr unterstützen, da er sich in der Dichte seines irdischen Lebens ein wenig verloren hatte. Ich fühlte auch seine Verunsicherung in Bezug auf seinen Platz im Leben. Als der Energiefluss nachließ, hoffte ich, dass diese Verbindung nun wieder hergestellt war. In den folgenden Wochen versuchte ich noch wenige Male, die Sitzung zu wiederholen, aber er wollte es nicht so recht zulassen. Tiere sind sehr bewusst, wenn es um das Annehmen oder Ablehnen von Heilenergie geht und zeigen deutlich, wenn sie eine Sitzung nicht wollen oder brauchen. Irgendwann fiel mir auf, dass Peters Fell ausgesprochen dicht aussah. Ich konnte mich auch nicht erinnern, dass er seit der Heilung noch einmal derart kraftlos wirkte wie früher. Ich nahm mir vor, ihn weiter zu beobachten. Aber bis heute war keine weitere Sitzung nötig. Selbst als sein Gefährte, mein eigener Kater Theo, starb, schien er nicht an Lebenskraft und -freude zu verlieren. Er ist heute ein selbstbewusster, etwas egoistischer Kater und tut, was er will – eben so, wie es bei Katzen sein sollte.
Apropos Theo: Über meine spannenden Erfahrungen mit ihm werde ich im dritten und vierten Teil berichten.